Winter im Moos

Fünf Zentimeter – das reicht für eine geschlossene Schneedecke und schon sieht alles ganz anders aus. Du musst nicht dahin, wo alle anderen auch hin wollen, es gibt genügend Orte, wo du ganz alleine den Winter fühlen und erleben kannst. Ja klar, es ist still,  kaum Vogelrufe, und auf dem weißen Teppich sind auf den ersten Blick nur Raben- und Saatkrähen auszumachen. Im Pullinger Moos halten wir an diesem Nachmittag vergebens  Ausschau nach Raubwürger und Kornweihe, Wintergäste, die hier jedes Jahr zuverlässig eintreffen. Dafür ist an der Moosachbrücke ein Eisvogel beim (vergeblichen) Fischen zu beobachten, und die dort eingerichtete Futterstelle bekommt Besuch von einem ganzen Schwarm Schwanzmeisten, durchgehend helle Gesichter, wohl zugeflogen aus dem Norden. Sie sind nicht allein gekommen, am  Ufer zeigt sich kurz eine Rotdrossel.

Am Tag darauf bei einem Spaziergang am Rand des Viehlassmooses bei Berglern reißt die Wolkendecke auf, die Wintersonne zeigt sich  von ihrer besten Seite. Die Flachtümpel sind zugefroren, auch ein großer Teil des Semptkanals. Nur unterhalb der Schwellen sind kleine Wasserflächen frei. Ein Paar Stockenten, Zwergtaucher, zwei Höckerschwäne  und ein Gänsesägermännchen, mehr ist darauf nicht auszumachen. Ganz kurz sehen wir eine weibchenfarbige Kornweihe im typischen Gaukelflug knapp  über dem Boden abziehen.  Schwarz-, Grün – und Buntspecht sind an ihren typischen Rufen zu erkennen. Auf einer feuchten moorigen Stelle  ist ein ganzer Trupp Wiesenpieper auf Futtersuche.

Wenn sich die Vogelwelt ruhig verhält, dann ist Zeit für anderes, Spurenlesen im Schnee beispielsweise: Jede Menge Rehe und Feldhasen, die typisch schnürenden Abdrücke von Füchsen,  ein Biber, der in  den Kanal gerutscht ist, und dort auf dem Eis kleinere Spuren, das  muss ein Marder oder ein Wiesel gewesen sein. Spannende Eindrücke im wahrsten Sinn des Wortes und dazu immerhin 31 Vogelarten, wie ein Nachzählen zu Hause ergibt.

Schreibe einen Kommentar