Erscheinungen im Nebel

Anderswo kommen sie zu Hunderten, ach was, zu Tausenden. Wer das einmal erlebt hat, für den bleibt es ein unvergessliches Erlebnis. Hier in Oberbayern aber sind sie immer noch etwas Besonderes. Eine Nebenzugroute führt die großen Vögel nach Westen nördlich des Alpenrands, und mit etwas Glück lassen sich deshalb kleine Trupps auf dem Zug auch hierzulande blicken. Die Rede ist von Kranichen, diesen faszinierenden Vögeln mir ihren lauten trompetenden Rufen. Seit Anfang November gab es immer wieder Beobachtungsmeldungen aus dem Raum Freising und Erding meist von überfliegenden Tieren.

Einige Male waren wir deshalb draußen, auch in der Abenddämmerung, in der Hoffnung auf Kraniche. Kornweihe, Raubwürger, der erste Bergfink, viele Erlenzeisinge mit ihren jämmerlichen Rufen, Wiesenpieper, sogar ein Merlin – ja auch der Spätherbst bietet tolle Beobachtungen. Von den großen grauen Vögeln allerdings war nichts zu hören oder zu sehen.

Am Sonntag dann auf einem Mittagsspaziergang durch das grauverhangene Viehlaßmoos nahe Berglern hatten wir dann doch noch Glück. Vier Kraniche hatten offenbar auf ihrem Herbstzug nach Südwesten beschlossen, hier eine Pause einzulegen. Auch von weitem war durch das Fernglas gut erkennbar, dass einer von ihnen noch ein Jungvogel war. Von anderen Spaziergängern aufgescheucht, flogen sie auf.  Eineinhalb Stunden später auf dem Rückweg sahen wir sie dann noch einmal fast an der gleichen Stelle, offenbar auf Futtersuche. Als wir näherkamen, zogen sie sich nur ein Stück ins Moos zurück, um dort weiter zu fressen, wobei immer einer der Vögel Wache zu halten schien. Wir konnten uns kaum losreißen von diesem seltenen Anblick, den andere Beobachter aber auch noch am nächsten Tag genießen konnten.

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