Im Regen

Gut, dass es den Beobachtungsturm gibt.  Um 17.30 Uhr sind wir los vom Auslauf des Echinger Stausees in einer Regenpause. Und die hatte eine Stunde gedauert. Lange genug, um die vielen Flussseeschwalben bei der Jagd über dem See zu beobachten, auf dem gerade auch hunderte von Höckerschwänen ihre Mauserzeit verbringen. Dann aber hatte der angekündigte Regen wieder eingesetzt, stärker als am Nachmittag. Uns kann er jetzt auf der Galerie des Turms nichts anhaben und die Vögel, die wir heute bei einer kleinen Exkursion beobachten wollen, stört er offenbar auch nicht. Der See hat wenig Wasser, vor uns breiten sich größere und kleinere Schlickflächen aus. Schwalben jagen nach Insekten und setzen sich immer wieder auf die Leitungsdrähte hinter dem Turm, hauptsächlich Rauch-, aber auch Mehl- und Uferschwalben. Plötzlich Luftalarm: Ein Sperber flüchtet sich ins nahe Wäldchen. Die Schwalben beruhigen sich rasch. Ganz niedrig über dem Wasser ziehen immer wieder Starentrupps ins Schilf, um zu übernachten.

Im August gehören Silberreiher zum alltäglichen Bild des Sees, unter ihnen aber ist heute ein Seidenreiher – deutlich kleiner und an den gelben Füßen gut zu erkennen. Um die Limikolen, die auf ihrem Zug nach Süden gerade Pause machen. zu bestimmen, braucht es schon ein Spektiv. Grünschenkel und Flussuferläufer verraten sich auch durch ihre Rufe, doch wir sehen auch Bruchwasserläufer, einen Dunklen Wasserläufer, Kampfläufer, Alpenstrandläufer und Flussregenpfeifer.

Eigentlich aber sind wir wegen des Tüpfelsumpfhuhns gekommen, das zuverlässig im Spätsommer und Herbst den See besucht. Und es enttäuscht uns auch heute nicht. Ein noch junges Exemplar sucht am Schilfrand nach Nahrung und ist sogar mit bloßem Auge gut zu erkennen.  Auch eine Wasserralle entdecken wir, dunkler und größer und mit längerem Schnabel als das Tüpfelsumpfhuhn. Direkt über ihr im Schilf lässt sich ein Eisvogel nieder, der sich dann gut zehn Minuten bei seiner nicht immer erfolgreichen Jagd nach kleinen Fischen beobachten lässt. Schließlich ertönen heisere Schreie: Zwei Raubseeschwalben, die wir vorher schon draußen auf einer Insel in Nachbarschaft zu einer Zwergmöwe entdeckt hatten, ziehen mit schweren Flügelschlägen über den Turm in Richtung Südwesten. Der Vogelzug ist voll im Gang – mal sehen, was er noch bringt.

Foto: Eisvogel – fotografiert von Reiner Endriss

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