Warum in die Ferne schweifen

„Brauchst gar nicht bis ins Murnauer Moos zu fahren, Schwarzkehlchen und Wachtelkönig gleich am Stadtrand von Freising an  der Stoibermühle“ hatte mir mein Freund Reiner mitgeteilt. Am Sonntag ganz früh um fünf Uhr wollte ich das überprüfen. Zuerst ein paar Wohnmobile, deren Besitzer wohl an dem Badesee übernachtet hatten, und auf dem Wasser selbst nur zwei Haubentaucher. Dann aber begrüßt mich schon ein Pirol mit seinem Ruf. Den Feldweg entlang geht es vorbei an Dorngasmücken, Rohrammern und gleich drei Rotrückenwürgern oder Neuntötern, wie die Vögel wegen ihrer Angewohnheit,  ihre Beute an Dornen aufzuspießen, auch genannt werden. Überall Grünland, über das ein Rohrweihenmännchen im flachen Gaukelflug jagt, den Blick auf den Boden gerichtet. Die vielen Feldlerchen müssen sich in Acht nehmen.

Dann glaube ich  von weitem ganz kurz einen Wachtelkönig  gehört zu haben. Als ich in die Rufrichtung weitergehe und etwa zehn Minuten warte, ist dann tatsächlich dieses typische „kreks kreks“ zu hören, das Laien nie mit einem Vogel in Verbindung bringen würden. Der Wachtelkönig gehört wie Wachteln und Rebhühner zu den Glattfusshühnern. Er ist  selten und deshalb entsprechend geschützt, so dass er auch schon große Bauprojekte verhindert hat. Ihn zu sehen, ist schwierig. Einmal hatten wir auf einem Damm an der Oder zu fünft einen Wachtrelkönig praktisch eingekreist,  im hohen Gras direkt vor unseren Füße rief er aber immer fleißig weiter. Dann war es still, ohne dass wir auch nur eine Feder von ihm zu Gesicht bekommen hätten.

Noch eine andere Überraschung erlebe ich an diesem Morgen in dem Gebiet, das ich seit 30 Jahren kenne: Zum ersten Mal höre ich hier das  hohe metallische Klingeln einer Grauammer. Und tatsächlich lassen sich  zwei dieser Vögel sehen, der eine ganz frei und typisch auf einem Leitungsdraht, der andere oben auf einer kahlen Buschspitze.

Später fahre ich dann noch weiter Richtung Erding ins Viehlaßmoos, wo ich in Flachwassermulden Bruch- und Waldwasserläufer sowie Flussregenpfeifer bei der Nahrungssuche beobachten kann. Auch schön, die besten Momente hatte ich an diesem Morgen aber schon – nur etwa zwei Kilometer vor der Haustür.

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