Exoten

Selbst nach einem spannenden Vogelfrühling, wie ich ihn selten so erlebt habe, lässt die Aufmerksamkeit irgendwann nach. Das mag auch daran liegen, dass die Gesänge dünner werden und die Aktivität nachlässt, weil jetzt auch die Zugvögel, die erst spät bei uns eintreffen, sich ans Brutgeschäft machen und andere schon ihre Jungen bei den ersten Ausflügen begleiten. Doch das Beobachten lohnt sich weiter, ganz speziell in diesem Jahr.

Woran es  liegt, dass heuer mehr seltene Exemplare gemeldet werden als sonst? Dass die Vögel auf das geänderte Klima reagieren? Dass die Corona-Krise der Natur eine Verschnaufpause gönnt? Dass eben wegen dieser viel mehr Zeit zum Beobachten ist als sonst? Vielleicht ist ja alles miteinander. Jedenfalls vergeht kaum ein Tag, an dem rund um München nicht irgendwelche Besonderheiten gemeldet werden, für die mancher Orni sonst sogar weite Reisen antritt.

Ich zum Beispiel sehe mir derzeit jeden Starenschwarm ganz genau an, weil  es einige Rosenstare, die eigentlich weit im Südosten zuhause sind, diesmal bis zu uns geschafft haben. Bisher hatte ich noch keinen Erfolg mit einer Sichtung. Glück hatte ich dagegen mit der Rotflügelbrachschwalbe, die am ersten Juniwochenende  vom Ausgleichsstausee bei Eching gemeldet wurde. Sie war inmitten der vielen  Schwalben, Flußsseeschwalben und Lachmöwen, die flach über dem Wasser nach Insekten jagten, tatsächlich zu entdecken und machte den Beobachtern zuliebe sogar Pause auf einer Schlickfläche zwischen Graugänsen und Höckerschwänen. Nur ein Stückchen weiter am Ausgleich bei Moosburg hat seit einigen Wochen eine Zwergseeschwalbe Station gemacht. Um  sie auf der großen Wasserfläche zu finden, braucht man nur Geduld, denn irgendwann ruht sie sich auf  der Schlickfläche am Einlass des Sees aus.

Andere Birder haben in ihrer Jahresliste der Umgebung auch schon Löffler oder Sumpfläufer stehen. Ich warte noch auf das maschinenartigen Gesang des Schlagschwirls, der oft erst im Juni zu hören ist. Es bleibt also spannend.

 

 

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