Gerade einmal vier Grad plus an diesem Donnerstagmorgen Anfang Mai, da wird`s an den Händen ganz schön frisch, wenn man mit Papier und Bleistift kartiert.Doch die Kälte ist schon vergessen, bevor ich mit meiner offiziellen Drei-Stunden-Tour über drei Kilometer an der Schleißheimer Ruderregatta beginne. Denn gleich unter der Auffahrt zur Autobahn finde ich wie meistens die Wasseramsel, die dort seit Jahren brütet. Und die ist schon ein Highlight beim Monitoring der Brutvögel in der Normallandschaft, das Spötter gerne als Spatzenzählen bezeichnen.
Auch wenn die Waseramsel deutlich außerhalb meines gewählten Quadranten brütet und deshalb nicht ins Protokoll kommt, ist das Kartieren keinesweg so schnöde, wie manche meinen. Zum einen schult es die Beobachtungsfähigkeit, zum anderen sind auch die „normalen“ Vögel immer wieder für Überraschungen gut. Diesmal sind es zum Beispiel gleich vier Dorngrasmücken mit ihrem wetzenden Gesang. Und natürlich der Pirol, der Ende April ankam. Diesmal ruft er leider nur jenseits der Ruderstrecke, so dass ich ihn in seinem exotisch gelben Federkleid nicht sehen kann.
Weil Hecken und Bäume inzwischen in frischem Laub dastehen, ist sowie das Gehör gefragt. Neu hinzugekommen sind seit der April-Zählung Kuckuck und Gartengrasmücke. Ersterer ist auch für Laien nicht zu überhören. Dass man die Gartengrasmücke am Gesang erkennt, ist nicht so einfach. Der bayerische Volksmund nennt sie wegen ihres ausdauernden melodischen Geplappers auch Ratschkathl, das kann zur Unterscheidung zur viel impulsiver singenden Mönchsgrasmücke helfen.
Wenn ich dann so am Rand des alten Erlenbruchs neben der Regatta stehe, heißt es volle Konzentation, denn das Konzert an einem Mai-Morgen gleicht einem Orchester. Mit einiger Übung aber lassen sich einzelne Musikanten heraushören: das Rotkehlchen, nicht laut, aber immer perlend; der Buchfink, der seine Strophe leicht stotternd schmettert. Die Amsel im Sängerwettstreit mit dem „Mönch“, der Buntspecht, der jetzt kaum noch trommelt, sondern nur noch seinen kieksenden Ruf einmischt. Wenn dazu auch noch der Grünspecht lacht und die Kohlmeise läutet, dann brauchts eigentlich keine Raritäten für die Liste.
Doch auch die melden sich an diesem Morgen. Gleich zwei unterschiedlich rufende Schwarzspechte ermöglichen mir eine Ortung und tatsächlich finde ich den Brutbaum. Und ganz zum Schluss meiner Runde meldet sich dann auch noch der Grauschnäpper mit seinem einfachen zirpenden Ruf. Fehlt eigentlich nur noch der Sumpfrohrsänger, doch ich bin sicher, dass ich ihn bei der vierten und letzen Kartierrunde im Juni notieren kann.
Ach ja, die Spatzen. In der kleinen Siedlung nahe der B 471 gibt es eine Kolonie von Feldsperlingen, auch die kommen auf den Kartierbogen.