Es ist jedes Jahr das gleiche, ich kann es nicht erwarten. Dann, wenn die ersten Feldlerchen singen und die Kiebitze zu Balzflügen starten, dann ist für mich gefühlter Frühling. Am Sonntagmorgen bei strahlendem Sonnenschein sind wir raus ins Viehlassmoos. Doch kaum haben wir das Auto verlassen, bläst uns schon ein eiskalter Ostwind ins Gesicht. Vögel mögen den genauso wenig wie wir. Und so ist dieser Vorfrühlingsmorgen verhältnismäßig still.
Klar, die Kiebitze, die wie Stare und Lerchen zu den ersten wetterfeste Ankömmlingen im Jahr zählen, markieren schon ihre Reviere. Zweimal ist auch der unverkennbare Ruf eines Brachvogels zu hören. Doch die ersten Senken sind leer, von Limikolen oder Enten keine Spur. Den ganzen Weg begleiten uns die Rufe von Goldammern, einige Männchen singen auch schon ihre Strophe, die aber noch recht zittrig verfroren klingt. Ziehende Erlenzeisige erinnern daran, dass der Winter noch nicht vorbei ist. Immer wieder übrfliegen uns Graugänse, paarweise, sie haben sich schon zusammengefunden und werden bald brüten.
Gut fünf Minuten präsentieren sich aus nächster Nähe zwei weißgesichtige Schwanzmeisen (siehe Foto), auf der Suche nach Futter bleiben sie mit ihren schnurrenden Rufen immer in Kontakt. Andere kleine Singvögel bleiben bei dem Wind lieber im Schutz der Sträucher und Bäume. Ein einziger Bergpieper fliegt auf und flieht rufend. Die Feldlerchen lassen sich durch das Wetter nicht stören, sie steigen hoch auf und singen unverdrossen gegen den Wind an. An einer Lacke weiter südwestlich fällt dann ein Schwarm Gänse ein, ihre Rufe sind leiser, sparsamer und höher – unverkennbar Blässgänse. 78 zähle ich, sie werden wohl nicht mehr lange hier bleiben sondern in ihre Brutgerbieten im Norden ziehen.
Zuhause bin ich dann doch erstaunt über die Bilanz dieses Vormittags: Immerhin 46 Arten waren zu beoachten.