Viele kleine Vögel auf einer Seine-Brücke in Paris, die dort aufgeregt umherflattern und nach Futter suchen; die Farbe schwarz-grünlich, Schnabel eher gelb, etwa so groß wie Spatzen, vielleicht ein bisschen größer. Wieder einmal ein Anruf beim vermeintlichen Experten. Ganz ehrlich, ich bin nach dieser Beschreibung nicht auf Anhieb draufgekommen, dass es sich um Stare handeln könnte. Die Anruferin schickte ein Foto nach und hatte es da schon selbst herausgefunden. Es gibt inzwischen so viele Apps, die Vogelbestimmung per Schnappschuss ziemlich einfach machen. Die Stare waren wohl wegen der auch in Paris herrschenden Kälte in die Stadt geflogen, vielleicht auf ihrem Zug in den Norden.
Schon früh am Morgen hatte ich aus Wörlitz ein Foto zugeschickt bekommen mit zwei Vögeln an einer Hecke. Es zeigte vorne ein Amselmännchen am Boden, etwa einen halben Meter darüber leicht zu erkennen einen Buntspecht, der sich am Fett in einer Futterschale bediente.
Junge Waldkäuze, der Totfund einer weiblichen Rohrweihe, ein bei uns eher seltener Mittelspecht an eine Futterstelle, ein Wendehals, ein Kernbeißer. Es sind Momentaufnahmen, die das Interesse der Menschen an der Natur dokumentieren. Viele wollen wissen, was sie da oft nur mit ihrem Handy festgehalten haben. Das gab es früher nicht. Noch vor gut 100 Jahren haben selbst Ornithologen Vögel geschossen, um sie dann zu bestimmen. Heute reicht der „Schuss“ mit dem Handy.
Manche Anfragen per Bild sind eher hartnäckiger Art: Kleine sperlingsgroße Vögel, bei denen es sich um junge Bluthänflinge handelt, was die Absenderin aber nicht so recht glauben will, da den Hänflingen doch die rötliche Strichelung auf der Brust fehle. Sie lichtet die Vögel erneut ab und schickt sie noch einmal zur Bestimmung: Es bleiben Hänflinge.
Und dann kommen die schwierigen Fälle, weil die Bilder wenig aussagen oder den Vogel nicht nah genug zeigen. Aber es kommen auch sehr gute Aufnahmen. Mit letzteren will mich ein Freund testen, der gekonnt fotografiert: Großmöwen in ihren verschiedenen Kleidern, Limikolen auf dem Zug, nicht mehr oder noch nicht im Prachtkleid.
Zuletzt schickte er mir zwei seiner Bilder, die als Anschauungsmaterial nicht besser sein könnten: einen Gartenbaumläufer und seine Schwesternart, einen Waldbaumläufer. Am Gesang sind die beiden einfach auseinanderzuhalten. Die Fotos aber zeigen ganz deutlich, was man draußen mit dem Fernglas nicht so genau ansprechen kann: Die unterschiedlich langen Schnäbel, die Streifen über dem Auge, die verschieden gemusterten Flügelbinden. Alles bestens zu sehen auf den Fotos. So wird Vogelbestimmung leicht gemacht!